DFS Schönbrunn
Die „SCHÖNBRUNN“ wurde mit ihren Schwesterschiffen „WIEN“ und „BUDAPEST“ 1912/13 in der DDSG-eigenen Werft in Budapest (Obuda) in einer der letzten Serien der Personenraddampfschiffe gebaut. Die „WIEN“ sank 1936 bei einer Kollision mit der Reichsbrücke in Wien, der Dampfer „BUDAPEST“ diente im Originalzustand noch bis in die beginnenden Siebzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, wurde aber dann in der Schiffswerft Korneuburg abgewrackt.
Die Hauptabmessungen der „SCHÖNBRUNN“ betragen 74,62 m x 8 m (15,78 m über alles, einschließlich Radkästen). Ihr größter Tiefgang erreicht knapp 1,73 m. Dieser Tauchtiefe entspricht eine Wasserverdrängung von 648,8 t (dazu im Vergleich der Leerzustand: 486,7 t bei 1,335 m Tiefgang).
Die „LISL“, so heißt ihre Maschine, ist eine schräg liegende Heißdampf-Compoundmaschine mit einem Hoch- und einem Niederdruckzylinder – sie ist das Herz eines echten Dampfers und noch immer in jenem Zustand, indem sie 1912 eingebaut wurde. Bei 48,5 UpM beträgt ihre Maschinenleistung 710 PS 522 KW). Die Seitenräder mit einem Durchmesser von 4020 mm haben je 8 Stück, 3150 mm x 750 mm große gebogene Schaufeln, die durch einen Exzenter so eingestellt werden, dass jeweils die drei eintauchenden Schaufeln senkrecht zur Wasseroberfläche stehen (Patenträder nach Morgan Galloway). Für die Bewegung der beiden Balanceruder sorgt eine kleine zweizylindrige Dampfmaschine. Selbstverständlich kann auf Handbedienung umgeschaltet werden.
Der Dampf kommt aus zwei schwerölbefeuerten Flammrohrkesseln mit je zwei Brennern, die 1954 von der Österreichischen Schiffswerft AG in Linz bei der Umrüstung von Kohlefeuerung auf Schwerölbetrieb eingebaut wurden. Die Kessel arbeiten mit einem Betriebsdruck von 10,5 bar. Damals erhielt auch das Schiff sein heutiges Aussehen (Aluminiumaufbauten). Der immer steigende Bedarf nach elektrischer Energie wird seither durch zwei, hinter dem offen einsehbaren Maschinenraum, abgeschottet liegenden Dieselgeneratoren gedeckt.
Seit 1974 wurden von der ehemaligen DDSG Donaureisen GmbH weitere umfangreiche Umbauten durchgeführt, um das Schiff, soweit wie möglich, den steigenden Anforderungen der Fahrgäste anzupassen. Im Winter 1985/1986 wurde die „SCHÖNBRUNN“ aus dem fahrplanmäßigen Linienverkehr Wien – Linz – Passau – Linz – Wien, nicht zuletzt aufgrund der hohen Personal- und Betriebskosten, abgezogen. Das Fahrzeug sollte gemäß dem neuen Konzept fortan nur noch für Nostalgiefahrten und Sondereinsätze herangezogen werden. Für diesen Zweck ließ man den ganzen Innenraum im Zeitgeist der Jahr-hundertwende (1900) neu gestalten.
Es gibt elegante Salons, alles, was man an Bord eines erstklassigen Flussschiffes der Jahrhundertwende zu finden erwartet. Das Schiff fasst 900 Personen – alle werden daher stets genug Ellenbogenfreiheit haben, ob im Inneren des Schiffes oder auf den offenen Decks. Das Heck wurde verglast und in eine Veranda verwandelt, den so genannten Wintergarten, wo man auch an windigen Tagen die Szenerie der blauen Donau unbeschwert genießen kann.
Doch diese Phase währte nicht lange. Bald stellte sich heraus, dass der personalintensive Dampfbetrieb mit hauptberuflichen Mitarbeitern nicht kostendeckend zu führen war.
So kam es wie es kommen musste. Im Jahre 1988 erfolgte die Außerdienststellung der „SCHÖNBRUNN“. Sie ging in Budapest als schwimmendes Casino vor Anker. In dieser Zeit wurden nicht immer dem Charakter des Schiffes entsprechende Umbauten durchgeführt.
Im Anschluss an die Verwendung als Casinoschiff schleppte man die „SCHÖNBRUNN“ (sie war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr fahrfähig) zur OÖ Landesausstellung 1994 nach Engelhartszell, wo sie als Ausstellungsschiff diente.
Im Jahre 1995 erwarb die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (ÖGEG) von der DDSG das alte Dampfschiff „SCHÖNBRUNN“ um den symbolischen Preis von einem Schilling plus 20 Groschen Umsatzsteuer (!).
Die ÖGEG setzte sich als Ziel, die „SCHÖNBRUNN“ zu erhalten – aber – was damals noch keiner ahnte, es sollte noch ein langer mühsamer Weg bis zur ersten Fahrt werden. In den folgenden 5 Jahren bis ins Frühjahr 2000, mussten von den unentgeltlich tätigen Mitarbeitern der ÖGEG zirka 20.000 Arbeitsstunden geleistet werden, um endlich am 17. Oktober 2000 zur ersten Fahrt seit 12 Jahren auszulaufen. Diese erste Probefahrt und die darauf folgende am 18. Oktober 2000 war Ziel jenes Weges, den man im Herbst 1995 eingeschlagen hatte.
In den Wintern 2003/2004 und 2004/2005 wurde in Eigenregie die Kesselanlage in Zusammenarbeit mit dem TÜV und Sponsoren vollständig überholt.
2005/2006 wurde das Unterschiff überholt und der Echoloteinbau vorbereitet.
2006/2007 konnte die Radaranlage erneuert werden. Nun steht der Nautik ein Tagsichtradar zur sicheren Navigation bei Nebel zur Verfügung.
2007/2008 erfolgte eine Revision am Hochdruckzylinder, bei der einige Verschleißteile getauscht werden mussten.